22.03.2024
EMAF 37 - Ausblick auf die Filmprogramme: Internationaler Wettbewerb
Die Filmprogramme des EMAF bieten auch in diesem Jahr einen breiten Überblick über die experimentelle Filmkunst – von aktuellen Kurz- und Langfilmen bis hin zu historischen Arbeiten und Expanded Cinema. Zahlreiche Künstler*innen werden anwesend sein, um ihre Arbeiten vorzustellen und zu diskutieren.
Zu sehen sind knapp 100 Filme und Filmperformances aus aller Welt. Im Zentrum der Filmprogramme steht der Internationale Wettbewerb, der kurze und mittellange Arbeiten versammelt. Inhaltlich drehen sich zahlreiche Filme um Schichtungen von Raum und Zeit und die Frage, wie wir aus der Vergangenheit für die Gegenwart lernen. Sie rekonstruieren historische Ereignisse, imaginieren alternative Geschichtsverläufe und lesen aus den Erinnerungen Anderer mögliche Wege in die Zukunft ab. Das Verhältnis zu Land und Territorium stellt einen weiteren Schwerpunkt dar. Dokumentarisch und experimentell erzählen die Arbeiten von Ursprüngen und Orientierung, von Verlust und Migration sowie vom Wohnen und Bleiben.
Messaline Raverdys Ôte-toi de mon soleil (2023) dokumentiert einfühlsam die Begegnungen mit einem älteren Mann, der ein labyrinthisches Universum aus Gesammeltem und Angesammeltem bewohnt. Zwischen der Filmemacherin und ihm entwickeln sich beim Aufräumen mäandernde Gespräche über Wissen und Erinnern, über das Erfassen und Festhalten von Welt.
Aus mündlichen Erzählungen, grob gerastertem Bildmaterial und allegorischen Tableaus rekonstruiert Monica Maria Moraru in I Am Also Part of the Three Turns (2024) zwei rumänische Landschaften, die zeitgleich von Naturkatastrophen betroffen waren. Persönliche Verluste und Improvisationen mit dem, was geblieben ist, überschneiden sich mit der staatlich gewollten Zerstörung von Raum und Errichtung neuer, gebauter Landschaften.
Vika Kirchenbauers Essay-Performance-Video COMPASSION AND INCONVENIENCE (2023) befasst sich mit den ersten öffentlichen Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in London Mitte des 18. Jahrhunderts. In einer Abfolge performter Szenen werden historische Quellen neu gelesen und in Bezug auf die institutionellen Bedingungen, unter denen heute Kunst sichtbar wird, zum Sprechen gebracht.
Alee Peoples’ Hey Sweet Pea wendet sich humorvoll und spielerisch dem Verschwinden zu. Zwischen reenacteten Mailboxnachrichten der eigenen Mutter und Anleihen beim Jugend-Sci-Fi Die Unendliche Geschichte öffnet sich ein Erzählraum, der das ganz reale Voranschreiten des Nichts, die Zerstörung unserer Umwelt, aber auch den Verlust von Nahestehenden zu fassen versucht.
Mit weiteren Arbeiten von: Razan AlSalah, Tolia Astakhishvili & James Richards, Boris Dewjatkin, Carl Elsaesser, Ismaël Iken, Mira Klug & Johannes Gierlinger, OJOBOCA, Juqiang Peng, Leonardo Pirondi, Martyna Ratnik, Messaline Raverdy, Steve Reinke, Ann Carolin Renninger, Margaret Salmon & Maria Fusco, Reiji Saito, Clare Samuel, Deniz Şimşek, Jordan Wong, Xin Shen, Yu Wang, Micah Weber und Chris Zhongtian Yuan.
Als Artist in Focus wird in diesem Jahr Phil Collins zu Gast sein. Mehr zu seinem Programm und unseren Planungen zu Expanded Cinema und Performances beim EMAF 2024 erfahrt Ihr in unserem nächsten Newsletter.
Wir freuen uns auf Euren Besuch!
Akkreditierungen sind noch bis zum 19. April möglich.
Still: COMPASSION AND INCONVENIENCE, © Vika Kirchenbauer und VG Bild Kunst